Namaste!
Herzliche Grüße aus Nepal! Bin mal wieder in der weiten Welt unterwegs, diesmal in Nepal. Nachdem ihr mich auf meinen letzten beiden Reisen nach Südafrika (2006) und Mexiko (2001) ermutigt habt, ein Reisetagebuch zu führen, möchte ich Euch auch auf dieser Reise damit "beglücken."
Sonntag, 02. Dezember 2007: Eine lange Nacht
Gegen 14 Uhr geht es mit einer der angeblich besten Fluggesellschaften der Welt, Qatar Airways, von Frankfurt via Doha (Vereinigte Arabische Emirate; 2 Zeitzonen zurück) nach Kathmadu (Nepal; 5:45 Stunden zurück). Wie sich Qatar Air diesen Ruf erworben hat, habe ich schnell feststellen können: Als mein Vordermann 2 Minuten nach dem Start seinen Sitz voll nach hinten kippte, konnte ich bequem mein Kinn auf seinem Sitz ablegen. Ich wurde nicht durch irgendeinen Animations-Schnickschnack von der Hauptsache, dem Fliegen, abgelenkt. Das Animationsmodul war defekt und ließ ich auch nicht in Betrieb bringen - ich konnte mir in der Menüübersicht lediglich anschauen, welche 72 Filme sich die anderen Passagiere ansehen können. Brauchte auch keinen Gurt, schließlich konnte ich meine Beine mit dem Vordersitz verkeilen. Dafür hat Qatar Air sehr freundliche Stewardessen aus über 60 Nationen: Die sollen wahrscheinlich von allem anderen ablenken. Im Flieger lernte ich den ersten meiner sieben anderen Mitreisenden kennen.
Gut sechs Stunden später landen wir in Doha, wo wir uns 6:30 Stunden lang die Zeit totschlagen dürfen, ohne das Gebäude zu verlassen. Keine Möglichkeit, sich irgendwo hinzulegen. Wenigstens lernen wir so nach und nach alle Mitreisenden kennen - die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß jemand, der im wüstenhaft heißen Doha mit Trekkingschuhen rumläuft, nach Nepal will.
Montag, 03. Dezember 2007: Die Nacht ist noch lange nicht vorbei
Irgendwann starten wir dann schließlich Richtung Kathmandu in einem Flieger mit etwas mehr Beinfreiheit und diesmal wirklich ohne jeden weiteren Schnickschnack. Nachdem die Sonne aufgegangen ist, sehen wir die braunen Berge Irans und Pakistans. Kein weißer oder grüner Tupfer zu sehen. Gegen Mittag, also nach 18 Stunden, kommt dann endlich der Landeanflug auf Kathmandu. Wir sitzen zwar auf der richtigen, der linken Seite, aufgrund des Wetters können wir das Himalaya-Gebirge aber leider nicht sehen. Dies sollte sich auch in den kommenden Tagen leider nicht ändern.
Nepal hat sich erst 1951 für Ausländer geöffnet. Seitdem dürfte sich das Land extrem verändert haben, quasi von der Steinzeit ins 21. Jahrhundert. Im engen Talkessel von Kathmandu leben inzwischen rund 1 Mio. Menschen. Die Gegend leidet extrem unter dem Smog, viele Einheimische laufen inzwischen mit Atemmasken rum.
Ich habe wirklich schon viel Verkehrschaos erlebt, ob in Paris, Rom und vor allem Kairo oder Mexiko Stadt - Kathmandu übertrifft mit weitem Abstand alles, was ich in der Beziehung je erlebt habe. Keine Gehsteige, keine Verkehrsschilder, Straßen mit Schlaglöchern, wo teilweise ein VW Käfer bequem Platz findet, nur zwei Ampeln in der Stadt.
Dafür ist unser Hotel Buddha eine Oase der Ruhe, obwohl sehr zentral gelegen. Einfach zwar, aber dafür mit einem schönen und ruhigen Innenhof.
Ein gutes Abendessen erwartet uns. Mit 300 Rupien war das Essen im Vergleich zu den kommenden Tagen vergleichsweise teuer, aber gut. Was aber heißt "teuer"? Für einen Euro bekomme ich 91 Rupien!
Dienstag, 04. Dezember 2007: Ommmm!
Per Taxi geht es für 150 Rupien (für 3 Personen) nach zähen Verhandlungen 10 km raus nach Pashupatinath, wo die Hindus ihre Toten verbrennen und auf eine lange Reise am Fluss runter schicken. Dadurch, dass sich viele Terrassen den Hang hinaufziehen, kann man diese Zeremonie beobachten, ohne selbst unangenehm aufzufallen.
Dort bekomme ich aber auch erstmals Kontakt mit selbsternannten Guides, heiligen Männern, Tiger-Balm- und Rolex-Uhrenverkäufern ("echte Rolex, nur 20 Dollar, Mister!"), die sich an meine Fersen heften...
Anschließend wandern wir 1 Stunde Richtung Bodnath, wo der größte buddhistische Tempel Nepals steht. Nach einem Mittagessen auf einem Roof-Restaurant, also einem Dach-Restaurant, wo man alles ein wenig beobachten kann, gliedern wir uns ein in den Pilgerstrom, der immer im Uhrzeigersinn um die Stupa herumwandert und die Gebetsmühlen in Bewegung bringt. Die CD-Läden um die Stupa herum mit ihrer Musik und nach Einbruch der Dunkelheit die vielen Yakbutterkerzen schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Ich unterhalte mich mit ein paar Mönchen, die leidlich Englisch können und erhalte ein Gebetbuch (das ich nicht lesen kann) und ein Pilgertuch geschenkt. Nicht alle wollen also etwas von mir...
Der Verkehr zurück ist unglaublich. Nach einer Stunde und einer abenteuerlichen Fahrt mit Staus und Verkehrschaos überall, kommen wir an. Die anderen beiden Taxen brauchen 1/2 bzw. 1 1/2 Stunden länger.
Mittwoch, 05. Dezember 2007: Weltkulturerbe per Rikscha
Nach dem Frühstück schlage ich mich durch zum Durbar Square, Weltkulturerbestätte. Dort stehen gut zwei Dutzend hinduistische Tempel. Leider kann man die nur bedingt in Ruhe anschauen. Mehrere Hauptverkehrsachsen führen mitten über den Platz, die Luft ist - nicht zuletzt aufgrund des minderwertigen Benzins bzw. Benzin-Öl-Gemischs und der nächtlichen Müllverbrennung auf den Straßen - zum Schneiden.
Außerdem wird man, kaum dass man mal sitzt, von Gott und der Welt angequatscht. Ob ich ein Taxi brauche - nee, bin gerade erst gekommen - eine Rikscha - neeee, ich bin echt erst gerade gekommen - Tiger Balm, ein Foto von einem heiligen Mann, einen Führer, Klamotten, Obst, Zigaretten, Hasch...
Selbst oben auf dem Tempel hat man keine Ruhe. Der Eintritt auf den Durbar Square kostet für Ausländer 200 Rupien. Da will mir doch tatsächlich einer weiß machen, das Besteigen des Tempels kostet extra. Als mich schließlich 4 heilige Männer in die Zange nehmen, damit ich ein Foto von Ihnen mache und jedem 5.000 Rupien zahle, wird es mir zu doof und ich fliehe per Rikscha zurück ins Hotel.
Am Nachmittag wandern wir 2 Stunden nach Swayambhunat, einer anderen Stupa hoch über der Stadt, wo man am Schluss 200 verdammt steile Stufen hochsteigen muss. Die Mühe lohnt sich aber. Der Blick über die Stadt und die benachbarten Berge, die man im Dunst erkennen kann, ist gewaltig. Auch hier wieder nach Sonnenuntergang eine unwirkliche Atmosphäre, wenn auch diesmal ganz anders durch die vielen spielenden Kinder und viele Affen.
Wieder unten angekommen, chartern wir wieder drei Taxen. Die Fahrt ist eine Geduldsprobe. Wieder sind alle Straßen verstopft. Den Berg runter fahren wir ohne Licht, der Fahrer schont alle Ressourcen. Irgendwann geht gar nichts mehr, weil zwei Fahrzeuge nicht weiter kommen. Das Problem in Nepal ist, daß zum Vordermann max. 2 cm Platz gelassen werden, damit sich keine Motorradfahrer zwischen die Autos quetschen können. Wenn etwas zu langsam geht, wird einfach überholt, auch bei Gegenverkehr. Da die eigene Spur verstopft ist, kommt das Fahrzeug nicht mehr auf die eigene Spur zurück und blockiert alles...
Nach einer halben Stunde löst sich der Stau auf. Zwei Minuten später: Vor der großen Kreuzung, wo es keine Verkehrsregelung gibt, ist ein Bus eingekeilt, der nicht rauskommt. Wir stecken wieder fest. Sch...! Als wir endlich weiter können, verliert unser Fahrer die Nerven. Eigentlich ungewöhnlich, bisher haben alle den Verkehr schicksalhaft ertragen. Der fährt jetzt mit 70 Sachen durch die engen Straßen, wo kaum 2 Autos aneinander vorbei passen, wo Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Zwischendurch immer wieder Vollbremsungen. Auch, als plötzlich ein kleines Kind vor dem Taxi über die Straße rennt. Mann, da hat nicht viel gefehlt.
Heute abend gehen wir mal in einer Nebengasse essen. Bin mit meinem Chicken Curry für 85 Rupien (etwas über 0,90 Euro) dabei, mein Tee kostet 8 Rupien... Okay, vom Chicken habe ich - abgesehen von Knochen - nichts gefunden, sehr gut war es aber trotzdem.
Donnerstag, 08. Dezember: Wieder einmal durchatmen und das in einer Traumstadt!
Heute morgen verlassen wir Kathmandu. Vielleicht ganz gut, den Verkehr und vor allem die Luft hinter sich zu lassen. Wir fahren nach Bakthapur, ebenfalls Weltkulturerbe. Hier muss man 20 US-Dollar Eintritt zahlen. Das Geld wird allerdings gut verwendet. So ist die Innenstadt weitgehend verkehrsfrei, die Straßen mit einer Art Kopfsteinpflaster versehen, die Bauwerke gut gepflegt. Kurzum: Eine Stadt wie aus 1001 Nacht!
Erstmals kaufe ich etwas ein: Ich lande in einer Papierfabrik, wo das Papier handgeschöpft wird. Eine Besichtigung der Fabrik und der benachbarten Joghurtproduktion (die Stadt ist im ganzen Land für ihren Joghurt bekannt) inclusive. Ich werde eine Tasche für den Rückflug benötigen!
Auch hier zeichnet sich unser einfaches Hotel durch eine fantastische Lage aus, direkt zwischen den beiden schönsten Plätzen gelegen. Auch auf diesen Plätzen wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrere Tempel errichtet. Fantastisch, die Zahl der Verkäufer und heiligen Männer ist deutlich niedriger. Als es dunkel wird und ich meine erste Rundmail versenden möchte, gibt es erstmals Stromausfall. Daran müssen wir uns in den kommenden Tagen noch gewöhnen.
Auch während ich diese Mail schreibe, ist der Strom schon dreimal ausgefallen. Einmal ging mein Text flöten, weil sich der PC nicht mehr hochfahren ließ und ich keinen Zugriff auf meine Word-Datei hatte. Ansonsten hat das Notstromaggregat funktioniert.
Bakthapur ist so etwas wie die Hochzeitshochburg des Landes. Laufend kommen Prozessionen vorbei, vorneweg eine Blaskapelle, deren Repertoire von "Muss i denn zum Städtele hinaus" bis zu Samba-Rythmen reicht, dann das Hochzeitspaar, gefolgt von den Familien in bunten Saris und einem Mercedes. Wir essen in einem alten Palast mit Blick auf einen der Plätze, wo immer wieder eine Hochzeitsgesellschaft vorbei kommt.
Freitag, 09. Dezember: Auf verschlungenen Pfaden
Früh morgens besuchen wir den Hindutempel Changunarayan, einer der ältesten Tempel des Landes, dem Gott Vishnu geweiht. Dort sind mehrere Schulklassen unterwegs. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass wir Europäer für die Kids wesentlich interessanter sind, als die "ollen" Tempel. Anschließend steht erstmals ein kleines Trecking über 20 km auf dem Programm. Wir starten auf knapp 1.400 Metern Höhe, um in Nagarkot unser Hotel auf 2.300 Metern zu erreichen. Die Wanderung ist abwechslungsreich, es geht immer wieder mal durch kleine Dörfer durch, auf der linken Seite haben wir immer wieder einen Blick auf den Himalaya. Leider ist es etwas dunstig.
Das Hotel ist traumhaft gelegen, schachtelartig aufgebaut mit gigantisch großen Zimmern.
Samstag, 10. Dezember: Leute, ich bin Morgenmuffel!
Kurz nach 6 Uhr geht die Sonne auf, d.h., um 5:30 aufstehen, wenn man den Sonnenaufgang über dem Himalaya erleben will. Hey Leute, ich bin Langschläfer! Was muss ich denn tun, damit die Sonne später aufgeht?
Ich stehe trotzdem so früh auf, auch wenn es draußen noch saukalt ist - so wie übrigens auch in den Zimmern. Wie in allen anderen Hotels gibt es keine Heizung. Tagsüber wird es zwar angenehm warm, Nachts kühlt es jedoch empfindlich ab in Richtung Frost, vor allem hier oben.
Der Sonnenaufgang ein Traum. Ganz im Osten der Tschomolungma, bei uns besser als Mount Everest bekannt, ganz im Westen das Annapurna-Massiv, wo wir ab Dienstag trecken werden. Das frühe Aufstehen hat sich auch deswegen gelohnt, weil es später wieder diesig wird.
Wir werden in das Dorf Panauti gefahren und wandern von hier ca. 6 Stunden nach Dhulikhel. Zwischendurch komme ich schon mal ins Schwitzen. Unterwegs machen wir wieder Halt an einer Stupa. Heute arbeiten die Einheimischen nicht, Studenten tanzen und feiern unweit der Stupa. Die meisten sind aus besserem Haus. Wir werden zur Party eingeladen. Größer könnte der Kontrast kaum sein. Auf der einen Seite der alte Bauer der 50 kg Steine in einem Korb, transportiert, der über der Stirn befestigt ist, auf der anderen Seite die feiernden Studis.
Abends erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang unser Hotel, diesmal deutlich höherwertiger, was man auch an den Preisen merkt. Wollte im Hotel etwas Geld tauschen: statt 91 Rupien pro Euro, bekomme ich nur 70 geboten. Für eine Flasche Wasser will der gute Mann statt der üblichen 10 bis 20 Rupien 93 haben. Ich verzichte dankend. Vielleicht etwas knauserig, aber so ist halt die Marktwirtschaft. Damit das Abendessen nicht so teuer erscheint, werden 10% regionale und 14% staatliche Steuer erst hinterher aufgeschlagen...
Sonntag, 11. Dezember: Mit 23 km/h gen Westen
230 Kilometer sind es über den Pokhara Highway nach Pokhara, 10 Stunden werden wir dafür benötigen. Eine relativ normale Reisezeit in diesem Land, weil überall, wo Busse halten, erstmal der Verkehr zusammenbricht, weil die mitten auf der Straße stehen bleiben. Ein landschaftlich wunderschönes Tal, das wir durchfahren. Am meisten sieht man, wenn man oben auf dem Dach des Busses sitzt.
Letztendlich sind wir aber alle froh, als wir im Dunklen endlich ankommen. Leider ist unser Hotel überbucht, aber das Ersatzhotel ist klasse, auch wenn das Einchecken und Zimmer beziehen etwas aufwändig verläuft: Es geht gerade mal wieder kein Strom. Dafür werden wir mit Tee und vielen Kerzen empfangen.
Montag, 12. Dezember: Shoppingwahn
Wie schon in Kathmandu schwärmen alle aus, um "Original" Lowa-Trekkingschuhe für 15 Euro, Northface-Fleecejacken für 10 Euro usw. einzukaufen. O.k., eine Jacke habe ich auch gekauft. Wenn ich so sehe, was die anderen so alles ergattert haben, lebe ich ja geradezu puritanisch.
Eigentlich wollte ich über den See fahren und dort eine 1h-Wanderung zur World-Peace-Pagode machen, von wo man einen tollen Blick Richtung Annapurna-Massiv haben soll, das sich im See spiegelt. Die Sicht ist aber so schlecht, dass ich dankend verzichte.
Morgen beginnt unser 5-tägiges Trecking im Annapurna Massiv. Morgen früh werden noch ein Guide und vier Trager zu uns stoßen. Das Trekking wird bestimmt spannend!
Zugriffe seit 28.01.2008
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